Mittwoch, den 12.10.2022

Mit der Einführung der ICD-11 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) gibt es eine Reihe von Veränderungen bei der Diagnostik und Klassifikation der Lese-, Rechtschreib- und der Rechenstörung.

Die ICD-10 hat diese Störungen als schulische Entwicklungsstörungen klassifiziert. In der ICD-11 werden diese Störungen nun als Lernstörungen in der Gruppe der „neurodevelopmental disorders“ zusammen mit der ADHS, Depression, Autismus, Tourette-Syndrom und Schizophrenie zusammengefasst. Eine wesentliche Veränderung ist die Klassifikation einer isolierten Lesestörung und die Erweiterung der Rechtschreibstörung als Störung des schriftsprachlichen Ausdrucks. Die diagnostischen Kriterien erhalten nach wie vor das IQ-Diskrepanzkriterium, das sowohl in der klinischen Praxis als auch durch die Forschungsergebnisse nicht mehr unterstützt wird.

Die S3-Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Lese- und/oder Rechtschreibstörung hat bereits einen Lösungsvorschlag entwickelt, der als zentrales Kriterium die unterdurchschnittliche Lese- und/oder Rechtschreibleistung empfiehlt. Es bleibt daher zu hoffen, dass das in Deutschland etablierte Multiaxiale Klassifikationsschema für psychische Störungen des Kindes- und Jugendalters (MAS), das in Anlehnung an die ICD-11 überabeitet wird bzw. werden muss, die Änderungen soweit wie möglich relativiert.

Seit mehr als 40 Jahren findet eine Diskussion darüber statt, was Legasthenie (Dyslexie) oder Lese- und/oder Rechtschreibstörung (LRS) ist und wie man sie diagnostiziert. Dabei spielt die Sichtweise der verschiedenen Wissenschaften, der Pädagogik, Psychologie und Medizin, eine entscheidende Rolle. Die Differenzierung der Legasthenie in drei Störungen (Lesestörung, Rechtschreibstörung und kombinierte Lese-Rechtschreibstörung) hat wesentlich dazu beigetragen, dass Kinder mit den spezifischen Störungsprofilen diagnostiziert werden und nicht allgemein als „Kind mit einer Legasthenie“.

In diesem Zusammenhang ist wichtig, dass die Fördermethoden entsprechend dem individuellen Störungsprofil angeboten werden. Eine wissenschaftlich fundierte Lerntherapie kann dies leisten.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Schulte-Körne, Gerd: Verpasste Chancen: Die neuen diagnostischen Leitlinien zur Lese-, Rechtschreib- und Rechenstörung der ICD-11. In: Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (2021), 49 (6), 463–467

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